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Verzeichnis:
II.1 | Warum Anthony Phillips die Band verließ | II.2 | Wie Phil Collins zu Genesis kam |
II.3 | Wann Steve Hackett dazustieß | II.4 | Was Peter Gabriel zu den Verkleidungen inspirierte |
II.5 | Wer Richard Macphail ist | II.6 | Warum Peter Gabriel ausstieg |
II.7 | Wie Phil Collins zum Sänger avancierte | II.8 | Wie Bill Bruford hinzukam |
II.9 | Warum Bill Bruford so schnell wieder wegging | II.10 | Warum sich Steve Hackett zum Ausstieg entschied |
II.1 Warum Anthony Phillips die Band verließ
Er selber erläuterte es wie folgt: “wir waren für drei oder vier Monate auf der Straße als ich mich entschloß zu gehen. Dieses wurde oft als musikalische Differenzen dargestellt, und, obwohl ein bisschen Wahrheit darin liegt, war der Hauptgrund, daß ich schreckliche Bühnenangst bekam … Ich denke, daß mir während ‘Trespass’ klar wurde, daß ich gehen sollte – während dieser Zeit bewölkten sich meine Gefühle für die Gruppe immer mehr.

Ich liebte zwar noch die dahinterstehende Idee, aber mein Gesundheitszustand war schrecklich. Da waren noch ein oder zwei andere Aspekte, die in der Gruppe absolut nicht in Ordnung waren und falls ich nicht krank geworden wäre, hätte früher oder später ein anderer sich bewegen müssen”
Mike Rutherfords Kommentar: “Ich denke wie wir alle, daß Ant es am schlimmsten fand, Kompromisse zu schliessen. In einer Gruppe ist immer ein bestimmter Grad von Kompromissbereitschaft vorhanden und mit vier starken Songschreibern muss eine Menge von Kompromissen geschlossen werden. Aber Ant, ich sagte es, hatte den stärksten Einfluß zu dieser Zeit, ein Schlüsselmitglied, falls wir überhaupt eines hatten, was ja bedeutet, das es keine Alternative gibt. Er konnte es entweder hinnehmen oder nicht!”
Nach seinem Ausstieg 1970 machte Anthony Phillips übrigens keinesfalls Schluß mit den musikalischen Ambitionen: Er begann ein Musikstudium , welches er 1975 als qualifizierter Musiklehrer abschloss. Darüber hinaus produzierte er einige Soloalben, auf denen hin und wieder auch mal seine alten Kollgen als Gastmusiker mitmischten.
II.2 Wie Phil Collins zu Genesis kam
Phil sah folgende, die Band nicht erwähnende(!) Anzeige von deren Manager Tony Stratton-Smith im “Melody Maker”: “Tony Stratton-Smith sucht Schlagzeuger mit Sensibilität für akustische Musik sowie Gitarristen mit Erfahrung auf einer akustischen 12-String-Gitarre” mit welcher die Nachfolger für John Mayhew sowie Anthony Phillips gesucht wurden.
Collins war damals mit seinem Freund Ronnie Caryl auf Ausschau nach einer Band, die jeden Tag spielte, und “es sah ganz so aus, als wenn dies bei Genesis der Fall war …”
Ronny sagte später: “Ich glaube, weder Phil noch ich waren besonders wild auf die Musik, die Genesis damals spielte. Aber er wusste mit seinem guten Business- Riecher, über den ich nie verfügte, genau, was er tat und freundete sich mit diesem Sound an.”
“Genesis ließen (ca. August/September 1970) im Innenhof von Peter´s Elternhaus vorspielen…..Ich kannte all die Stücke, die vorgespielt werden sollten, sie wollten Extrakte von ‘The Knife’ und ‘Stagnation’ hören, eine Mixtur von sanftem und schwerem Material. Bis ich an der Reihe war, kannte ich es auswendig. Als ich dran war fragten sie, ob ich mich aufwärmen wollte. Ich sagte: “Nein, es ist ok. wir können anfangen”. Tony fing an, irgendwas zu spielen und bat mich, ihn zu begleiten. Und genau das tat ich. Nicht nur, das ich es rückwärts konnte, ich war auch sehr schnell weil ich unterschiedliche Typen von Musik in verschiedenen Bands gespielt hatte. “Ich denke, ich habe es leicht aussehen lassen.” – Phil Collins.
Peter Gabriel kommentierte den Einstieg Jahre danach wie folgt: “In den ersten Monaten war er (Phil) sich nicht sicher und schien sich auch nicht hundertprozentig auf die Songs einzulassen. Er meinte, wir seien so etwas wie Yes für Arme, und es bestand immer noch die Möglichkeit, dass Bill Bruford Yes verliess. Daher war er im ersten Jahr hauptsächlich ein Profi- Musiker, der die Augen offenhielt!”
II.3 Wann Steve Hackett dazustieß
Steve hatte nach eigener Aussage schon mit Musik angefangen, bevor er laufen konnte: “Ich spielte bereits Harmonika, bevor ich lesen und scheiben konnte.” Besonders beeindruckt war er dabei u.a. von Gitarren-Arrangements für klassische Bach-Stücke, aber auch Blues-Grössen wie Eric Clapton und John Mayall.

Nach diversen, für ihn unbefriedigenden Gigs in namenlosen Gruppen gab er mehrere Annoncen in Musikzeitschriften auf, so auch im Dezember 1970 im “Melody Maker”: “Imaginative Guitarist/writer seeks involvement with receptive musicians, determined to strive beyond existing stagnant music forms – Steve 730 2445”
Daraufhin rief Peter Gabriel an, fragte ihn, ob er schon von Genesis gehört hätte und empfahl ihm, sich das aktuelle Album ‘Trespass’ anzuhören sowie beim nächsten Gig (28.12.70, Lyzeum, London) einfach mal vorbeizuschauen.
Steve später:” Ich erzählte es einem befreundeten Fotographen und fragte: Was meinst Du, hast Du von denen gehört? Er sagt: Du nicht? Sei nicht blöd, steig bei denen ein!”
Nach dem Lyzeum-Konzert lud Steve die Gruppe in das Haus seiner Eltern ein, um ihnen zu zeigen, was er konnte. Da zu diesem Vorspieltermin nur Tony und Peter kommen konnten (Mike lage krank im Bett) musste er seine Demo am Krankenbett von Mike wiederholen: “Ich ging also zu ihm und er fragte mich, was ich so spielte. Wir unterhielten uns über 12-saitige Gitarren sowie unsere Vorstellungen und fanden sofort eine gemeinsame Basis”. Damit war die Sache unter Dach und Fach …
II.4 Was Peter Gabriel zu den Verkleidungen inspirierte

Paul Conroy von der Plattenfirma Charisma hatte die Idee, jemanden in einem roten Kostüm und Fuchskopf auf die Bühne zu stellen, um das Album ‘Foxtrot’ (Erscheinungstermin: Oktober 1972) zu promoten.
Peter Gabriel meinte daraufhin: “Wenn wir das machen sollen, will ich es machen!” Er war zwar auch vorher schon oft mit ausgefallener Kleidung, rasiertem Schädel sowie auffällig geschminkt auf der Bühne gewesen, doch hatte das niemals einen engeren Bezug zum jeweiligen Song gehabt, dieses sollte sich von da ab grundlegend ändern.
Das erste Mal mit Fuchskostüm trat Gabriel übrigens am 28. September 1972 bei einem Konzert in Dublin auf. Zum Ende des Events wurde ‘Musical Box’ (vom vorherigen Album ‘Nursery Cryme’) gegeben, während einer Instrumentalpassage ging Peter von der Bühne und kam kurz darauf mit Fuchsmaske sowie rotem Kleid zurück, welches nebenbei bemerkt seiner Frau gehörte!
Das Publikum reagierte mit einer Mischung aus Schock und Verlegenheit, auch seine Bandkollegen waren völlig perplex, denn selbst bei ihnen hatte er vorher nichts durchblicken lassen.
Aber dann wurde es, wie man weiß, ein Riesenkracher …
II.5 Wer Richard Macphail ist

Er wird auf dem Album ‘Live’ erwähnt, wo sich ein Bild von ihm befindet mit dem Text “This album is dedicated to Richard Macphail who left April, 1973.”
Er (geb. 17.09.1950) war früher zusammen mit Mike Rutherford bei der Genesis-Vorläuferband Anon, dann erster Roadie, Tourneebusfahrer und Soundtechniker bis 1973, als er sich anderen Dingen zuwandte. Er lebte eine Zeitlang in einem israelischen Kibbuz, angagierte sich u.a. im Umweltschutz und gründete eine heute erfolgreich funktionierende Energieberatungs-Agentur.
Richard kehrte vor einiger Zeit als Background- Sänger bei ‘Digging In The Dirt’ von Peter Gabriel’s Us-Album zurück und war kürzlich auch bei Steve Hackett’s ‘Genesis Revisited’ an Bord, hat jedoch im Grunde mit professioneller Musik nach eigener Aussage sonst nichts mehr im Sinn.
II.6 Warum Peter Gabriel ausstieg
Der Druck steigerte sich. Ich sagte mir selbst: “OK, wir sind erfolgreich in Amerika: Wir werden reich. Was dann? Werden wir wie andere Bands, die das vor uns gemacht haben? Da waren Dinge in jenen Gruppen, die ich nicht mochte, und ich wollte nicht ein Teil einer Supergruppe sein.” Es begann mir zu mißfallen was ich augenblicklich tat. Ich hatte keine Idee was ich wollte, aber ich wußte ich war krank vom Rock, dem Business und allem drumherum. Ich wollte einfach da raus.” – Peter Gabriel.
Mike Rutherford dazu: “Peter´s persönliches Leben hatte durch das Touren und konstanten Druck gelitten. Ich denke, nachdem er alle Texte für ‘The Lamb …’ geschrieben hatte, fand er es nicht mehr leicht, zu unseren vorherigen Methode des Schreibens zurückzukehren. Vielleicht fühle er, das ‘The Lamb …’ ein gutes, abschließendes Fanal zum Gehen sein könnte.”
Apropos Fanal: Bei ihrem letzten gemeinsamen Auftritt während der ‘Lamb …’-Tournee am 22.05.1975 in Besancon spielte er zum Abschied für den Rest der Band auf der Oboe ‘The Last Post’!
II.7 Wie Phil Collins zum Sänger avancierte
“…Wir machten eine Anzeige in den Zeitungen, daß wir einen neuen Sänger brauchten. Eine Menge Leute sandte uns Bänder…., am Ende trafen wir ungefähr 50 davon. Aber wann immer wir von einem die Stimme mochten, dann lag es daran, daß sie wie Peter´s klang … Mit einem (Anmerk.: Mick Strickland) gingen wir ins Studio. Wir hatten ein Begleitband zu ‘Squonk’. So trafen wir uns mit ihm; er fing an zu singen und ich ging raus! Es war nichts falsch an seinem Gesang, er war einfach nervös und das schadete seiner Stimme.
Am nächsten Tag kam ich rein und sagte: “Hört zu, ich würde es auch gerne mal probieren” und in mir spürte ich,das ich es wirklich wollte. Sie sagten: “Fein”, ich fing an und die erste Zeile war “Like father, like son …” und jeder fing an, mich aufzumuntern.. So arbeiteten wir uns Vers für Vers durch ‘Squonk’ und als das nächste Lied kam sagten sie: “Mach auch das noch.” Plötzlich hatten wir alle Lieder fertig und einen neuen Sänger, ich machte das Album.” – Phil Collins.
II.8 Wie Bill Bruford hinzukam

Er probte 1976 gerade mit Brand X, spielte Percussion und Phil Collins war am Schlagzeug. Während einer Pause erwähnte Phil, daß sie ein “kleines Problem” bei Genesis hätten, namentlich seit Gabriel weg war. Sie hätten 50 oder mehr Bewerber vorsingen lassen, aber keiner wäre so gut wie er.
Daraufhin meinte Bill: “Du singst und ich spiele Schlagzeug.” – Phil war einverstanden.
II.9 Warum Bill so schnell wieder wegging
Bill Bruford war nur während der ‘Trick Of The Tail’-Tour 1976 dabei; auf Studio- Alben von Genesis ist er nicht verewigt.
Phil Collins: “Wir lasen im “Melody Maker”, daß Bill gerade eine Gruppe namens UK mit Rick Wakeman und John Wetton aufzog. Ich rief ihn an und fragte: “Bleibst Du bei denen oder machst Du bei uns weiter?” “Ach ja”, “sagte er, “ich wollte es Euch gerade mitteilen …”
Bill Bruford resümierte selbst:” Ich war mir nicht sicher, ob ich wirklich (bei Genesis) dabeisein wollte. Bei Yes und King Crimson hatte ich sehr viel Input gehabt und konnte die Sounds mitbestimmen, und daher war mein Job bei Genesis, wo ich nur als bezahlte Kraft mitspielte, ein Abstieg.
Ich benahm mich wie ein verzogenes Balg, platzte ständig mit meinen unpassenden Ansichten heraus und sagte ihnen, dass das, was sie da spielten, Schwachsinn sei …
Ich begriff nicht, was jedem amerikanischen Profimusiker klar ist, dass man dann, wenn man angeworben wird, teilweise auch dafür bezahlt wird, die Klappe zu halten.”
II.10 Warum sich Steve Hackett zum Ausstieg entschied
Lassen wir ihn sebst sprechen: “Ich schrieb mehr und mehr aber die Band kooperierte immer weniger und weniger. Ich hatte eine Menge Ideen aber das beeinflusste nicht den Anteil der Hackett-Songs zu – denen von Tony….. Ich habe einen großen Respekt für Tony, aber daran besteht keine Zweifel, er hatte den Löwenanteil.
Bei meinem ersten Soloalbum fühlte ich mich wie bei der Rückkehr zur Schule, nachdem man vorher zur Arbeit war. Mir war augenblicklich klar, das kann nicht das ein und alles meiner Karriere sein.”
Das Geschehen aus der Sicht Phil Collins: “Steve schrieb unglücklicherweise Songs, die nicht so bei jedermann ankamen wie die von Tony oder Mike, aber ich denke, seine Frustration zu dieser Zeit (1977) war unbegründet. Er hatte eine Solokarriere, die er ausbauen konnte. Wir waren auf Tour und alle ein bisschen müde, zum Schluß, als ‘Seconds Out’ abgemischt wurde, rief er an und sagte: “Meine Zeit ist gekommen …”. Er hätte bei uns bleiben können und so viele Soloalben machen, wie er wollte.”

