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Verzeichnis:
II.21 | Über welches Bandmitglied es ein Lied gibt | II.22 | Wer mal kurzzeitig als Terrorist inhaftiert war |
II.23 | Wie die Band Chester Thompson verpflichtete | II.24 | Was aus Chris Stewart geworden ist |
II.25 | Wodurch Ray Wilson dazukam | II.26 | Wer bei Konzerten meist die “schwierigeren” Gitarrenparts spielt |
II.27 | Warum Genesis absichtlich eine Wette verloren | II.28 | Was es über John Mayhew zu berichten gibt |
II.29 | Warum Peter Gabriel in den Songpausen Geschichten erzählte | II.30 | Wann es eine Reunion der alten Besetzung gab |
II.21 Über welches Bandmitglied es ein Lied gibt
Nach dem Weggang von Drummer John Silver schrieb diesem zu Ehren Anthony Phillips ein Lied, genannt ‘Silver Song’.
Es wurde sogar ca. 1973 mit Phil Collins als Sänger aufgenommen, schlummerte jedoch seitdem unveröffentlicht in den Archiven von Charisma Records, bis es Anfang der 90er auf einem Soloalbum von Anthony Phillips abgeändert zum Einsatz kam.
II.22 Wer mal kurzzeitig als Terrorist inhaftiert war
So, liebe Leser, nun habt Ihr Euch zur Abwechslung eine Anekdote verdient, sie passierte zwar erst nach dem Weggang des Betreffenden von Genesis, aber was soll’s:
Die 70er waren u.a. die Zeit, als die Baader-Meinhof Bande (RAF) Deutschland und die umliegenden Länder in Angst und Schrecken versetzte.
Während der Europatournee Herbst 1977 wurde Peter Gabriel mit seiner Truppe auf dem Weg von Besancon nach St. Gallen von der Schweizer Polizei festgesetzt, weil diese vermutete, die langhaarigen, bärtigen Männer wären Terroristen.
Selbst ein a-capella-Vortrag von ‘Excuse Me’ konnte die braven Ordnungshüter nicht überzeugen. Erst Richard Macphail vom Management gelang es, seine Schützlinge freizubekommen, von der Zeitschrift “New Musical Express” wurde die Geschichte mit dem ironischen Aufmacher “Gabriel -Gang befreit” publiziert.
II.23 Wie die Band Chester Thompson verpflichtete

Nach dem kurzfristigen Ausstieg von (Tournee-)Drummer Bill Bruford Ende 1976 musste Ersatz geschaffen werden. Phil Collins sah sich unter einigen englischen Schlagzeugern um, fand aber nichts passendes.
Daraufhin kontaktete er Alphonso Johnson, der die amerikanische Musikszene sehr gut kannte. Dieser empfahl u.a. Chester Thompson aus Baltimore, der schon mit Grössen wie Frank Zappa, den Pointer Sisters und aktuell Weather Report zusammengearbeitet hatte. Phil rief ihn an und der Deal wurde noch am Telefon komplett gemacht, ohne dass Chester vozuspielen brauchte, da die Zeit wegen einer unmittelbar bevorstehenden Tournee mehr als drängte!
Kleine Anekdote am Rande: Chester hatte sich bis dato kaum mit Genesis beschäftigt, zu dieser Zeit war aber zufällig ‘Trick Of The Tail’ seine Lieblingsmusik, welche er pausenlos im Bandbus von Weather Report trommelte. So bekam er jetzt die Gelegenheit, dieses nun “offiziell” zu tun.
Chester erzählte später, dass ihn die Aufgabe, britischen Rock spielen zu sollen, erst ein wenig verschreckt hätte. Aber nach nur 9-tägigen Proben war er bereits in der Lage, das erste Mal mit Genesis aufzutreten, es war das (Wieder-)Eröffnungskonzert des Londoner Rainbow- Theaters am Neujahrstag 1977.
II.24 Was aus Chris Stewart geworden ist
Stewart war, dass wisst Ihr natürlich inzwischen längst, mit 17 Jahren der allererste Drummer von Genesis, sein diesbezüglicher Lehrer war übrigens Peter Gabriel. Als Mangager Jonathan King darauf bestand, dass die Jungs, wenn sie denn bei Genesis spielen wollten, dieses hauptberuflich tun müssten, waren die Eltern von Chris strikt dagegen, dass er deswegen eine schulische Ausbildung oder ähnliches abbrach.

So wurde Peter Gabriel im Auftrag des Managements mit einem vorgefertigten Brief zu Stewart geschickt in welchem diesem als Abfindung 300 Pfund Sterling angeboten wurden.
Chris akzeptierte, denn die Summe war damals (Mai 68) ein hübscher Batzen Geld und stieg somit noch vor Veröffentlichung des ersten Albums ‘From Genesis to Revelation’ aus.
Er lebt nunmehr seit etlichen Jahren mit Frau und Tochter in El Valero in Südspanien als Schafzüchter, nebenbei schreibt er Bücher und spielt (auf geliehenen!) Drums in einer lokalen Truppe namens Bancalillo Blues Band.
II.25 Wodurch Ray Wilson dazukam
Nach dem Weggang von Phil Collins im März 1996 standen mehrere Kandidaten in der engeren Wahl, seinen Platz einzunehmen: Kevin Gilbert (Jahrgang 1966, amerikanischer Sänger und Multi-Instrumentalist), David Langdon, Francis Dunnery (Jahrgang 1962, britischer Drummer, Sänger und Gittarist) sowie Ray Wilson (Jahrgang 1968, schottischer Sänger). Auf letzteren waren Banks/Rutherford durch das mit seiner Band Stiltskin aufgenommene Album ‘The Mind’s Eye’ aufmerksam geworden.
Nachdem Gilbert kurz vor Erhalt seiner Einladung zum Vorsingen durch einen tragischen Unglücksfall verstarb, Langdon wegen fehlender Live-Erfahrung den Anforderungen nicht genügte und Dunnery absagte, blieb nur noch Wilson übrig.
Er wurde von der Band angerufen und ihm einige Songs überlassen, die er einübte und dann im Studio vortrug, es waren ‘No Son Of Mine’, ‘Mama’, ‘In The Cage’, ‘The Lamb Lies Down …’ sowie ‘Land Of Confusion’. Er überzeugte die Truppe und bekam einen vorerst auf 1 Album (incl. anschliessende Tour) befristeten Vertrag mit Verlängerungsoption, die dann aber nicht inkraft trat.
II.26 Wer bei Konzerten meist die “schwierigeren” Gitarrenparts spielt

Zu Zeiten der “Big Five”, also Gabriel, Banks, Hackett, Rutherford, Collins war die Sache sonnenklar:
Steve Hackett bediente die E-Gitarre und Mike Rutherford den Bass sowie 12-String/Rhythmus-Gitarre. Nach Steve’s Weggang übernahm Mike bei den Studioaufnahmen zusätzlich den E-Gitarrenpart, für die Tourneen kam Daryl Stuermer (1998 kurzzeitig Anthony Drennan) unter Vertrag.
Da Mike nach eigenem Bekunden “nur” gelernter Rhythmusgitarrist und angelernter Bassmann ist, tauschen er und Daryl bei jedem Konzert mehrmals die Rollen, besonders die E-Gitarrenintensiven alten Stücke (z.B. ‘Firth Of Fifth’) übernimmt immer der Letztgenannte.
Woran auch für Laien erkannbar ist, wer gerade welches Instrument spielt? Achtet beim – so hoffe ich – regelmässigen Ansehen der Konzertvideos auf die Anzahl der Gitarrensaiten oder, – sogar von weitem erkannbar – Gitarrenköpfe: 4 Wirbel (Befestigungen der Saiten) stehen für Bass, – 6 Wirbel für E-Gitarre (bzw. Akkustik/Konzertgitarre), – 12 Wirbel für Rhythmus-Gitarre.
II.27 Warum Genesis absichtlich eine Wette verloren
Die Band war und ist ja für ihr karitatives Engagement bekannt. Im Vorfeld der ‘We Can’t Dance’-Tournee waren Phil, Mike und Tony im Dezember 1991 bei “Wetten dass? …” zu Gast. Dort legten sie Ihre Wette absichtlich so an, dass diese mit hoher Wahrscheinlickeit verloren wurde und damit der Wetteinsatz eingelöst werden musste.
In Zusammenarbeit mit dem Tour-Sponsor VW konnten daraufhin bei jedem Konzert in Deutschland 50 Waisenkinder kostenlos dabeisein, sogar das Abholen und Zurückbringen waren inbegriffen.
II.28 Was es über John Mayhew zu berichten gibt

John Mayhew war von ca. September 1969 – Juli 1970 der (dritte) Banddrummer und als Ersatz von John Silver angedacht. Entgegen anderslautenden Berichten stiess er jedoch nicht über ein Inserat im “Melody Maker” hinzu, sondern schilderte in einem Interview 2007 den tatsächlichen Ablauf wie folgt:
Er hatte als Hobbyschlagzeuger damals im gesamten Bekanntenkreis Zettel mit Telefonnummer usw. verteilt. Als er eines Tages von seiner Arbeit als Zimmermann nach Hause kam, empfing ihn seine Freundin mit den Worten: “Da hat ein Mike Rutherford für Dich angerufen, er meldet sich um 06.00 Uhr nochmal, er ist in einer Band namens Genesis.” Bei dem daraufhin stattfindenden Telefonat vereinbarten sie einen Vorspieltermin im Christmas Cottage in Whatton nahe Godalming und die Sache kam ins Rollen.
Leider harmonierte er nicht mit dem musikalischen Konzept der Gruppe. John Anthony von Charisma drückte es so aus: “Anstatt ihnen den Rhythmus vorzugeben, stellte er sich auf das ein, was die anderen ihm vorspielten.”
So war seine Zeit schnell wieder gekommen und im “Melody Maker” wurde die Suche nach einem Nachfolger (= Phil Collins) ausgeschrieben.
Nach seinem Ausstieg wanderte John 1976 mit seiner zweiten Frau nach Neu-Seeland aus, Mitte der 80er Jahre ging’s dann weiter nach Australien, zuerst Fremantle, dann Perth, dort wurde John Staatsbürger. Er kehrte dabei zu seinem erlernten Beruf des Zimmermanns zurück, studierte später dann aber Bühnendesign und Theaterkunst. Das Drummen betrieb er eine Zeitlang noch als Hobby in diversen Bands weiter, hat es aber gegen 1982 aufgegeben.
Zu seinem Weggang von Genesis sagte er einmal: “Ich weiß, dass mein Leben ganz anders verlaufen wäre. Ich würde in einem herrschaftlichen Wohnhaus leben. Ich habe es aber nie bedauert.”
Eine Zeitlang galt J. Mayhew sogar als verschollen, die ihm zustehenden Tantiemen für die Mitwirkung am Album ‘Trespass’ (1970) von knapp 80.000 Pfund erhielt er erst bei seinem Wiederauftauchen nach der Jahrtausendwende.
Zuletzt arbeitete John (ab ca. 2006) bei einer Möbelfirma in Schottland, wo er am 26.03.2009 in einem Glasgower Krankenhaus an Herzproblemen verstorben ist, er soll zudem auch alkoholkrank gewesen sein.
II.29 Warum Peter Gabriel in den Songpausen Geschichten erzählte
Peter war zu Beginn ihrer Karriere eigentlich – man glaubt es kaum – ein schüchterner und zurückhaltender Mensch. Trotzdem erzählte er in den Lücken zwischen den Songs immer irgendwelche (grossteils absurde) Geschichten oder erklärte schlichtweg, worum es im nächsten Lied ging.
Der Sache hatte folgenden ernsten Hintergrund: Bei der Komplexität der Songs mit dementsprechender Beanspruchung insbesonders der teils eingesetzten 12-String-Gitarren mussten diese oft langwierig nachgestimmt werden. In diesen Kunstpausen stand er anfangs stets verlegen am Mikrofon, wartend, “dass die Erde auftat und ihn verschlang”, zumal die Stimmung im Publikum wegen der Unterbrechungen natürlich ebenfalls absackte.
“Ausserdem war”, so Peter weiter “die PA-Anlage in der Anfangszeit so schlecht, dass die Texte nur schwer verständlich rüberkamen und man nicht von jedem verlangen konnte, sich diese vorher durchzulesen.”
So schlug er denn zwei Fliegen mit einer Klappe und irgendwann kam dann auch der Punkt, von dem an er es aus reinem Spaß weitermachte …
II.30 Wann es eine Reunion der alten Besetzung gab
Peter Gabriel hatte sich lange nach seinem Ausstieg bei einem seiner Lieblings- Projekte, dem WOMAD-Festival (Begegnung westlicher Musik mit anderen Kulturen) in Bristol, hoch verschuldet. Als Genesis davon erfuhren, beschlossen sie, finanziell zu helfen. Sie vereinbarten, an ihre eh gerade laufende Tour einfach ein Open-Air-Konzert im Milton Keynes Bowl am 02.10.1982 dranzuhängen.
Nach einigem Vorgeplänkel wurde beschlossen, dass sie nur alte Stücke (aus der gemeinsamen Zeit mit Peter) spielen würden, so dass Phil sich auf seine Rolle am Schlagzeug beschränken sollte. Aufgrund der kurzen Zeit für die Proben usw. war allen klar, dass es ein bestenfalls mittelmässiges Konzert werden würde, deshalb waren Ton- und Filmaufnahmen untersagt, um dieses mutmasslich sich anbahnende Debakel nicht auch noch zu verewigen.
Nach zwei Vorgruppen brachten Träger Peter im einem Sarg auf die Bühne, welchem er im Rael-Lederoutfit entstieg und folgendes zelebrierte:
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Zu ‘Supper’s Ready’ trug Peter übrigens ein letztes Mal seine berühmte Blumenmaske.
Bei den Zugaben ‘I Know, What I like’ ‘The Knife’ erschien zusätzlich noch Steve Hackett, – kurzum, obwohl das Publikum aufgrund der Wolkenbrüche bis zu den Knien im Schlamm stand, lagen sich alle glückselig in den Armen, der “Melody Maker” beschrieb den Abend rückwirkend als Rock-Ereignis des Jahres: “The Lamb Wakes Up”!

